Herzlich Willkommen auf der Fußballfrequenz.
Fußball in Tschechien steht heute eher für Mittelmaß. Hin und wieder kommt mal ein namhafter Fußballer aus der Kante, aber das Scheinwerferlicht leuchtet anderswo. Für Groundhopper ist das Land des Pivo, der Klobasa und charaktervollen, aber teils abgerockten Stadien ein Traum. Bezahlbar, Kartenfrage in der Regel kaum der Rede wert und oft ist ein Dreier locker möglich. Dabei werden selbst Stadionsammler kaum die vielschichtige und komplizierte Geschichte des tschechischen Fußballs kennen. Angefangen in der Habsburger Monarchie, entwickelt sich die 1.Republik zu einem kleinen Vielvölkerstaat. Der vor allem in den Zwanziger Jahren zu den führenden Fußballnationen gehört. Der Fußball fand in der Region von Anfang an in national definierten Vereinen statt. Vielschichtig und kompliziert waren auch die Verhältnisse zwischen deutschen und tschechischen Vereinen, vor allem in Prag.
Oft wird die Geschichte mit dem Donaufußball verbunden, dabei erlebte der tschechische Fußball damals, wie auch nach 1945 noch Sternstunden. Wo der österreichische und ungarische Fußball in die Bedeutungslosigkeit fiel, erlebte die Tschecheslowakei das WM-Finale 1962, den Europacup Triumph von Slovan Bratislava 1969, den EM Sieg 1976, das EM Finale 1996.
In den kommenden gut 2 1/2 Stunden werden wir von den Anfängen des böhmisch/mährischen Fußballs in der Habsburger Monarchie bis zum Vielvölkerstaat der 1.Republik schauen. Uns damit beschäftigen welche Rolle deutsche Vereine in der Region spielten. Wir erinnern an vergessene Fußballheros und den Fußball im Ghetto Theresienstadt. Zum Abschluss gibt es noch einen kleinen Einblick in besondere Fußballlektüre. All meine Fragen zu der Konfliktgemeinschaft Böhmen/Mähren, dem Sudetenland oder den NTSG´s beantwortet und ordnet Stefan Zwicker ein.
Stefan Zwicker ist Historiker, Übersetzer und Publizist. Er beschäftigt sich mit Mittlerer und Neuerer Geschichte mit dem Schwerpunkt Osteuropäische Geschichte, Deutsche Philologie und Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft. Als Fußballfan gehört er zu den ganz wenigen die die Geschichte des Fußballs in Böhmen/Mähren und der Tschecheslowakei in seiner Tiefe kennen.
weiterführende Literatur:
Fußball unterm gelben Stern – Die Liga im Ghetto Theresienstadt 1943–44
Der Osten ist eine Kugel – Fußball in Kultur und Geschichte des östlichen Europa
Eduard Bass – Klapperzahns Wunderelf
Shownotes:
Albert Leo Schlageter war Soldat im Ersten Weltkrieg und Angehöriger verschiedener Freikorps. Schlageter war Mitglied der NSDAP-Tarnorganisation Großdeutsche Arbeiterpartei. Während der französisch-belgischen Ruhrbesetzung war er militanter Aktivist und wurde wegen Spionage und mehrerer Sprengstoffanschläge von einem französischen Militärgericht zum Tode verurteilt und hingerichtet.
Julius Fučík war ein tschechischer Schriftsteller, Literaturkritiker und Chefredakteur. Als Mitglied des Zentralkomitees der KPTsch wurde er von der Gestapo gefoltert und erhängt.
Der Deutsche Fußball-Club Prag war ein 1896 gegründeter und 1939 aufgelöster jüdisch-deutscher Fußballverein aus der böhmischen Hauptstadt Prag. Im Juni 2016 wurde der Verein wiedergegründet. Der Verein zählte Anfang des 20. Jahrhunderts zu den besten Fußballmannschaften Europas.
Der Teplitzer FK war ein österreichischer und später tschechoslowakischer Fußballverein der deutschsprachigen Bevölkerung der nordböhmischen Kurstadt Teplitz-Schönau. Der TFK spielte von 1929 bis 1936 in der tschechoslowakischen Staatsliga, 1934 nahm er am Mitropacup teil.
Der Mitropapokal, auch Mitropacup (offizieller Name: La Coupe de l’Europe Centrale), war im Fußball der erste große internationale Wettbewerb der Welt für Vereinsmannschaften und in der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg die wichtigste Trophäe im kontinentaleuropäischen Vereinsfußball.
Karel Koželuh war ein tschechoslowakischer Weltmeister im Profi Tennis, Europameister im Eishockey und Fußballspieler für die österreichische und tschechoslowakische Nationalmannschaft auf der Position eines Mittelstürmers in den 1920er und 1930er Jahren.
Dank Frantisek Planickas tollkühnen Paraden wurde die Tschechoslowakei 1934 Vize-Weltmeister. Die „Katze von Prag“ zählt neben Zamora und Combi zu den größten Torhütern seiner Zeit, wird bis heute als „König der Robinsonaden“ verehrt.
Josef „Pepi“ Bican war ein österreichischer und tschechoslowakischer Fußballspieler. Er repräsentierte sowohl den österreichischen als auch den tschechischen Fußball der Zwischen- und Nachkriegszeit. Er gilt international als einer der besten Stürmer seiner Zeit und in der Tschechischen Republik heute noch als Fußballlegende.
Kasimir Felix Graf von Badeni war ein polnisch-österreichischer Verwaltungsjurist und Politiker. Er war von 1888 bis 1895 k.k. Statthalter im Königreich Galizien und Lodomerien sowie von 1895 bis 1897 Ministerpräsident des österreichischen Teils der k.u.k. Monarchie. Bekannt ist er für die Badenische Wahlrechtsreform und die Badenische Sprachenverordnung vom 5. April 1897 im Spannungsfeld des Nationalitätenkampfes des Vielvölkerstaates.
Der Böhmische Sprachenkonflikt war die im 19. und 20. Jahrhundert geführte politische Auseinandersetzung um die Geltung der tschechischen Sprache und der deutschen Sprache in den Böhmischen Ländern Cisleithaniens, des westlichen Teils der Habsburgermonarchie. Er war eines der Konfliktfelder in den langen Auseinandersetzungen zwischen Deutschen und Tschechen der Habsburgermonarchie um die Durchsetzung tatsächlicher Gleichberechtigung.
Warum? Ein Film über Fanrandale in der CSSR der 80er Jahre am Beispiel von fanoušků von Sparta Prag
Robert Merz war ein österreichischer Fußballspieler. Der Stürmer spielte meist auf der Position des Rechtsverbinders und nahm mit der österreichischen Fußballnationalmannschaft an den Olympischen Spielen 1912 in Stockholm teil.
Alfréd Schaffer auch „Spezi“ genannt, war ein ungarischer Fußballspieler und -trainer.
Konrad Ernst Eduard Henlein war ein sudetendeutscher nationalsozialistischer Politiker und SS-Obergruppenführer.
Der DSV Saaz (tschechisch: DSV Žatec) war ein 1885 gegründeter deutscher Sportverein aus Saaz, (tschech. Žatec) in der Tschechoslowakischen Republik. In den 1930er Jahren gehörte die Fußballmannschaft des DSV zu den besten deutschen Mannschaften in der Tschechoslowakei. 1934 und 1935 wurde sie Meister des Deutschen Fußball-Verbandes der ČSAF.
Varnsdorf (deutsch Warnsdorf, obersorbisch Warnoćicy) ist eine Stadt im Norden Tschechiens im Bezirk Děčín, Ústecký kraj.
Ehrenfried Patzel (tschechisch: Čestmír Patzel) war ein deutscher Fußball-Torwart, der für die Tschechoslowakische Nationalmannschaft vier Länderspiele bestritt. Er wurde 1934 Vizeweltmeister.
Auszug aus František Steiner, Fußball unterm gelben Stern. Die Liga im Ghetto Theresienstadt 1943–44, hg. von Stefan Zwicker, Paderborn 2017, Ferdinand Schöningh, 195 S., 26.90 €, ISBN: 978-3-506-78626-5
Paul Mahrer war ein tschechoslowakisch-US-amerikanischer Fußballspieler.
Fritz Balogh (* 16. Dezember 1920 in Bratislava, Tschechoslowakei; † 14. Januar 1951 nahe Nersingen bei Ulm) war ein deutscher Fußballspieler.
Poláček, Karel: Männer im Abseits
Der VfL Neckarau war ein Sportverein aus dem Mannheimer Stadtteil Neckarau. Der aus einer Fusion mehrerer Stadtteilvereine im Jahr 1921 hervorgegangene Verein war vor allem für seine Fußballabteilung bekannt, die sich bis in die späten 1980er Jahre in höheren Spielklassen behaupten konnte. 2011 fusionierte der VfL mit dem VfB Kurpfalz zum VfL Kurpfalz Mannheim-Neckarau.